Ortsteile von Radeburg
Radeburg hat 8 Ortsteile. 1970 wurde Bärwalde als erster Ortsteil nach Radeburg eingemeindet. Am 01.01.1999 wurde Radeburg durch Gemeindezusammenschluss mit Promnitztal und Großdittmannsdorf, einschließlich Boden, vereinigt.
Die neu gebildete Kommune trägt weiterhin den Namen Radeburg.
Die am 01.03.1994 durch Gemeindezusammenschluss in Promnitztal aufgegangenen Kommunen Berbisdorf, Bärnsdorf (mit Cunnertswalde) und der Kurort Volkerdorf wurden eigenständige Ortsteile.
Die territoriale Abgrenzung der Ziegelei erfolgte 2008.
Chronik der Stadt Radeburg
Um das Jahr 1000
962 wurde Otto I. zum Kaiser gekrönt - der Beginn des deutschen Reiches. 968 wurde das Bistum Meißen gegründet - mitten im Sorbenland, das vom Main bis an die Oder reichte. Unser Gebiet war zwischen 929 und 1288 Streitobjekt der Fürsten aus aller Herren Länder. 929 drangen die Deutschen erstmals bis Meißen und Prag vor. Die Deutschen kamen in das Land zurück, das sie während der Völkerwanderung (800 vor bis 400 nach Christi) verlassen hatten.Bis Ende des 9. Jahrhunderts gehörten wir zum Großmährischen Reich. 933 zogen die Ungarn - von Bautzen kommend - Richtung Westen. In entgegengesetzter Richtung besiedelten deutsche Bauern das Land und sollten künftig mal mehr mal weniger einträchtig mit den Sorben nebeneinander leben. Noch bis ins 1424 war in Radeburg auch das Sorbische als Amtssprache gebräuchlich. Das Jahr 1000 selbst spielte keine besondere Rolle. Es wurde expandiert, erobert und besiedelt - vor 1000 und nach 1000. 1123 erhielten die Wettiner die Mark ("Grenzland") Meißen. Zwischen Röder und Pulsnitz pendelte in jener Zeit die Grenze zwischen der Mark Meißen und der welfischen Mark Oberlausitz, die zeitweise auch polnisch war. Falls Radeburg je eine strategische Bedeutung gehabt hat, dann in dieser Zeit. Die Theorie, daß Radeburg auf ein slawisches Fischerdorf zurückgeht, läßt sich nach neuesten Erkenntnissen nicht aufrecht erhalten. Die Stadt wurde aller Wahrscheinlichkeit nach zu Beginn des 13. Jahrhunderts an einer Röderfurt errichtet. Die Röder war in dieser Zeit Grenze zwischen dem böhmischen Welfen und den meißnischen Wettinern.
Erste urkundliche Erwähnung
Eine Urkunde aus dem Jahre 1233 erwähnt einen Kaufmann namens Timo de Radebrc, da der "entscheidende Buchstabe" aber fehlt, ist die Zuordnung - Radeburg oder Radeberg - nicht ganz sicher. Die Lage der in der Urkunde erwähnten Orte und das Lebensgebiet der genannten Personen so wie das gebrochene Rad (Rade-Bruch) sprechen zwar eher für Radeburg, aber da Radeberg ein ähnliches Wappen auch im späteren Mittelalter verwendet und Radeburg damals schon nur die Burg "im Schilde führt", spricht vieles für Radeberg.
Die nächste Jahreszahl in Bezug auf Radeburg ist 1239. Die Jahreszahl 1239 stand im Stadtschild der sog. Königskette, die 1654 von Schützenmeister Gorge Wiedemann in Dresden gekauft wurde. Es ist gut möglich, dass man damals noch Kenntnis vom Datum der Stadtgründung hatte. Dies wäre mit dem Magdeburger Stadtrecht vereinbar, auf dessen Grundlage Ende des 12. / Anfang des 13. Jahrhunderts zahlreiche Städte planmäßig errichtet wurden. Ein Stadtarchiv, das darüber näheren Aufschluss hätte bringen können, ist beim Stadtbrand am 7. März 1612 den Flammen zum Opfer gefallen.
Die älteste als sicher geltende Urkunde, in der Radeburg erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1248. Ein Hermannus de Radeburch wird in einer Urkunde des Klosters "Marienstern" als Zeuge einer Übereignung genannt.
In der Silvesternacht 1288/89 wurde eine Urkunde unterzeichnet, in der Radeburg erstmals als Stadt (oppidum) bezeichnet wird. Die aus dem Jahr 1288 stammende Urkunde sagt aus, daß Landgraf Albrecht von Sachsen Stadt und Land zwischen Pulsnitz und Mulde seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Friedrich zu Sachsen überläßt. Viele Städte dieser Region feierten auf Grundlage dieser Urkunde 1988 ihre 700-Jahrfeier. Radeburg feierte diese 1989.
Wenn Radeburg je eine Burg hatte (was nach Magdeburger Recht eher unwahrscheinlich ist), so hatte diese ihre Bedeutung nach nur 100 Jahren schon wieder verloren. Die meißnische Grenze zur Lausitz, welche mal zu Polen, mal zu Böhmen und schließlich den Habsburgern gehörte, verlief über Jahrhunderte stabil an der Pulsnitz. Radeburg blieb bis zur Novemberrevolution wettinisch.
Um 1500
1423 wurden die Wettiner Kurfürsten von Kaisers Gnaden und erbten den vakanten Namen "Sachsen", der eigentlich zu einem Volksstamm auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen gehörte. Von da an ist Radeburg also sächsisch. Es war die Zeit der Rennaissance und der Reformation.
1429 wurde Radeburg von den Hussiten zerstört.
1517 schlug Luther seine Thesen in Wittenberg an. Von 1521 bis 1523 gab es die reformatorische Bewegung in deutschen Städten. Dass Radeburg dabei war, ist wegen seiner latenten Fürstentreue eher nicht anzunehmen. 1533 wird Radeburg - wie der Kurfürst - protestantisch, was die von da überlieferten Kirchenbücher belegen. Seit dieser Zeit sind in Radeburg auch Familiennamen überliefert, von denen es sehr viele auch heute noch gibt.
Von 1618 bis 1648 tobte der dreißigjährige Krieg, der auch Radeburg nicht verschonte. Die Bevölkerungszahl in Radeburg, die zur Blütezeit der Renaissance schon einmal auf fast 5000 (wie heute!) angewachsen war, verringerte sich durch den Krieg, durch Pest und Colera auf unter 2000. Immerhin: das sächsische Territorium vergrößerte sich um die Lausitz.
Zeit Augusts des Starken
Im Jahre 1707 erreichte der Nordische Krieg die Stadt Radeburg. Die protestantischen Schweden lagerten zwischen Radeburg und Kleinnaundorf, raubten und plünderten ihre Radeburger Glaubensgenossen aus. Es war die Zeit Augusts des Starken, der 1697 zum Katholizismus konvertierte, um König von Polen zu werden. Er legte sich mit den Schweden an und floh vor diesen schließlich bis auf die Festung Königstein. 1708 zogen die Schweden wieder ab, die 1709 Zar Peter dem Großen geschlagen wurden. Wie August der Starke sollte auch sein Sohn; König August II schmachvolle Niederlagen einstecken. Da er ein Interesse an dem habsburgischen Schlesien hatte - es lag zwischen seinem sächsischen Kurfürstentum und seinem polnischen Königreich, zettelte er den siebenjährigen Krieg an. Wie bei Kriegen üblich kam heraus, was keiner gewollt hat: Schlesien fiel an die Preußen und August mußte dem alten Fritz auf Schloß Hubertusburg diese Tatsache der schmachvollen Niederlage per Friedensvertrag bestätigen.
Sachsenfreund Napoleon
1813 sollen französische Truppen des Napoleon durch Radeburg gezogen sein - auf dem Weg zu ihrer Niederlage bei der Völkerschlacht zu Leipzig. Kaiser Napoleon hatte den Enkel Augusts des Starken, August III, zu seinem Verbündeten gemacht, indem er ihn zum König von Sachsen ernannte und ihm das Herzogtum Warschau unterstellte. Sachsen quittierte dieses Bündnis nach der Niederlage des größten Korsen aller Zeiten mit dem Verlust der Hälfte seines Territoriums (von Belzig bis Ortrand). Die Preußische Armee drang nach dem Wiener Kongress zur Inbesitznahme des Landes erneut bis Dresden vor und machte dabei auch in Radeburg Station.
1866 verlor Sachsen erneut. Im Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland schlossen sich die Sachsen den Habsburgern an. Die preußischen Truppen zogen auch durch Radeburg. Die Schlacht bei Königsgräz (Hradec Kralowe) endete mit dem Austritt Österreichs aus dem Deutschen Staatenbund und Sachsen wechselte flugs die Seiten, um schon 1871 an der Seite der siegreichen Preußen im deutsch-französischen Krieg zu stehen.
Auch zu Zeiten August des Starken verstand man es in Sachsen, Staatsmänner im Glanzeslicht darzustellen - kleine Siege großartig zu feiern und große Niederlagen herunterzuspielen. Deshalb sind die Sachsen heute noch immer stolz auf ihre Auguste, obwohl sie aus einem Sachsen, das von der Wartburg bis an die Oder reichte, ein kleines Ländchen zwischen Erzgebirge und Lausitz machten.
Das kapitalistische Zeitalter
Während nach 1871 Sachsen immer sozialdemokratischer wurde - bei den Wahlen 1877 zum Reichstag kamen alle Wahlmänner Sachsens (außer Bautzen) aus der SPD - blieb Radeburg bis zur Absetzung von König Friedrich August im Jahre 1918 treusächsisch-wettinisch-königlich. Die Lektüre des seit 1876 erscheinenden Radeburger Anzeigers belegt das eindrucksvoll.
Man kann es nehmen wie man will - die konservative Gesinnung der Radeburger erhielt der Stadt ihr idyllisches, romantisches, von mittelalterlichem Charakter geprägtes kleines Städtchen, in dem es sich hervorragend leben und wohnen läßt - mit genügend Abstand zum industrialisierten Ballungszentrum „Oberes Elbtal“. Die Gründerzeit um die letzte Jahrhundertwende vor dem Millennium ging an Radeburg vorbei. Unter dem 1905 aus Leipzig kommenden Bürgermeister Moritz Richter wendete der Stadtrat die Industrialisierung von Radeburg ab. Lediglich Mitscherling konnte in die Schamotte investieren und Kunckel & Co. in Glas. Die Kleinbahn wurde primär zu den Zwecken der beiden Fabrikanten gebaut.
Pläne für einen Bahnanschluss von Pristewitz über Radeburg nach Ottendorf-Okrilla wurden aus Kostengründen in den zwanziger Jahren aufgegeben. Nachdem der Stadtrat die Investitionsabsichten von Madaus in eine Pharma-Fabrik abschlägig beschieden hatte und Madaus schließlich nach Radebeul ging, wo er das größte Unternehmen der Stadt gründete, war es um Radeburg als bedeutender Wirtschaftsstandort erst einmal geschehen.
Als in den goldenen Zwanzigern der Automobilverkehr mehr und mehr in Mode kam, wurden Pläne für den Bau eines Autobahnnetzes geschmiedet, die zunächst durch die Weltwirtschaftskrise wieder auf Eis gelegt wurden. Im darauf folgenden zyklischen Aufschwung wurden die Pläne wieder hervorgeholt und von da an Hitler als Verdienst angedichtet.
Radeburg lag schon bei vielen Feldzügen „im Wege“ zwischen Berlin und Dresden - und dieser Umstand sollte Radeburg auch diesmal nützen. Die Pläne für die Autobahn sahen eine Abfahrt in Radeburg vor und rückten das Städtchen damit wieder etwas näher an die ökonomischen Zentren heran.
Während der 1. Weltkrieg Radeburg nur mittelbar traf, traf der 2. Weltkrieg hier wenige Tage vor seinem Ende ganz direkt ein - in Form der Russen. Der Radeburger Konservatismus siegte über den Fanatismus. Besonnene Radeburger verhinderten, dass über Radeburg mehr niederging als eine Salve russischer Geschosse und dass Radeburg nicht wesentlich zerstört wurde.
Sozialismus und Wende
Für die nächsten 45 Jahre sollte Radeburg zur sowjetischen Einflußphäre gehören - für eine große Zahl der jetzt lebenden Radeburger die meiste Lebenszeit, die mit dem Jahrtausendblick nur noch eine Fußnote wert ist. Dennoch geschah in dieser Zeit auch Bedeutendes.
Mit der Gründung der KIM wurde Radeburg zu einem Zentrum der industriellen Hühner- und Eierproduktion. Dieser Umstand bescherte der Stadt das Entstehen zweier Neubaugebiete und einigen Zuwachs an Bevölkerung, aber auch bestialischen Gestank.
Das Ereignis des letzten Jahrhunderts war die Wende 1989/90. In dieser Zeit wurde auch in Radeburg viel mehr umgekrempelt als man in Jahrzehnten für möglich gehalten hätte.
Dabei liegen Licht und Schatten durchaus beieinander. Die KIM schrumpfte zu einer für die Stadtentwicklung unbedeutenden Niederlasssung eines nordwestdeutschen Eierimperiums. Einige tausend Radeburger verloren ihren Job. Die Glaserzeugung wurde eingestellt. Ein französisches Konsortium führte lediglich die Fensterproduktion weiter. Mitscherlings Schamotteproduktion gibt es immer noch, hat für die Stadt auch kaum noch Bedeutung.
Eine große Rolle spielte dagegen die Investition der Münchener Bauland GmbH, die trotz versagter Unterstützung der Regierenden in Dresden, die Investition in einen Gewerbepark wagte. Aus kurzfristiger Sicht mag das Gebiet als schwer verkäuflich gelten, mit dem Jahrhundertblick aber kann es durchaus seine Bedeutung haben. Die Münchner, mit den Erfahrungen aus ihrer Heimat ausgestattet, wissen, daß auf eine Rezession auch wieder eine Konjunktur folgt und daß man auch dann noch Gewerbe-standorte braucht. Aus dieser Sicht war die Entscheidung des Radeburger Stadtrates vielleicht doch nicht so schlecht, nicht einfach eine platte Betonfläche (wie z.B. in Ottendorf) hinzulegen, sondern ein Gebiet, das auch landschaftliche Ansprüche erfüllt. Teuer. Aber ein Fehler? Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter.
Ebenfalls die Bauland war es, die Radeburg zu einem gefragten Wohnstandort machte. Der Meißner Berg ist eine hervorragend gelungene Wohnanlage. Es wird nicht allzu lange dauern, bis das Gebiet voll bebaut ist.
Was das letzte Jahrhundert auch noch brachte: die Veränderung der administrativen Grenzen. Die Aufteilung des Dresdner Landes auf vier Kreise und die endgültige Trennung des Doppelgestirns Großenhain-Radeburg, die Zerschlagung der Entwicklungsachse Dresden-Radeburg-Großenhain. Eine neue Achse Riesa-Großenhain-Kamenz geht wirtschaftsstrategisch wegen der Dominanz der parallel laufenden Achse der A4 (Dresden - Bautzen - Görlitz) ins Leere. Radeburg bleibt an der A13 auf der Achse Dresden-Berlin hauptsächlich nach Dresden ausgerichtet, denn es ist zum Wohnstandort vieler in Dresden arbeitender Menschen geworden. Die Wirkungen der neuen Kreisstadt Meißen nach Radeburg sind eher schwach, obwohl doch vor 800 Jahren von Meißen wahrscheinlich die Gründung Radeburgs ausging.
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Quellen: Festzeitung zum Heimatfest in Radeburg Juni 1907; Kopie Privatarchiv Kroemke
Heinrich-Zille-Str. 6
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